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1. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 117

1907 - : Velhagen & Klasing
— 117 — 4. Karls Abdankung. Der Augsburger Religionsfriedeu hatte den Lieblingsplan Karls, die Einheit der Kirche aufrecht zu erhalten, vernichtet. Damit war feilt Streben für die Dinge dieser Welt zu Ende. Da außerdem fein Körper von Gicht und anderen Leiden hart geplagt wurde, so beschloß er, der Regiernng und der Welt zu entsagen und fein Leben in stiller Zurückgezogenheit zu beschließen. Daher übertrug er zu Brüssel seinem Sohne Philipp zuerst die Niederlande und etwas später auch Spauieu, Neapel und die neneutdeckteu Länder in Amerika. Die deutschen Länder aber erhielt sein Bruder Ferdinand. Dann begab er sich nach Spanien, wo er sich neben dem Kloster San Allste ein Landhaus hatte erbauen lassen. Hier verbrachte er die beiden letzten Jahre seines Lebens, umgeben mit fürstlicher Pracht. Die Volksfage aber hat diesen Aufenthalt zu einem klösterlichen Leben umgestaltet und läßt den Kaiser feine Zeit mit Gebet, Gartenpflege und Uhrmacherarbeiten ausfüllen. So soll er sich einst vergeblich bemüht haben, zwei Uhren ganz gleichgehend zu machen, und dabei ausgerufen haben: „Nicht einmal zwei Uhren kann ich unter ein Gesetz bringen, und ich Tor wähnte, so viele verschiedene Völker wie ein Uhrwerk regieren zu können!" Um sich mit dem Sterben vertraut zu machen, so wird berichtet, feierte er einmal in einer Kirche fein eigenes Leichenbegängnis. Wenige Tage darauf starb er. (1558.) 62. Die Reformation in den Nachbarstaaten Deutschlands. a. In Spanien. 1. Philipp Ii. Nach Karl V. war fein Sohn Philipp König in Spanien geworden. Er war ein finsterer, grausamer Tyrann und ein großer Feind der evangelischen Lehre. Als er sah, daß diese auch in Spauieu eindrang, suchte er, sie hier mit Stumpf und Stiel auszurotten. 2. Jesuitenorden. Um fein Ziel zu erlangen, verschärfte er die Ketzergerichte, wobei ihm ganz besonders der Jesuitenorden (die Gesellschaft Jesu) behilflich war. Dieser war schon zu Karls Y. Zeiten (1540) von dem Spanier Ignatius Loyola, einem früheren Offizier, gestiftet worden und hatte sich ganz besonders zur Aufgabe gemacht, den Protestantismus zu unterdrücken. Man schreibt dem Orden den schändlichen Grundsatz zu: der Zweck heiligt die Mittel. Indessen bestreiten die Jesuiten, jemals diese Lehre aufgestellt zu haben. Aus ihren Schriften kann ihnen in der Tat dieser Grundsatz nicht nachgewiesen werden. Daß aber viele nach ihm gehandelt haben, läßt sich nicht wegleugnen. Die furchtbaren Verfolgungen der Evangelischen beruhten auf diesem Grundsätze. (1773 wurde der Orden vom Papste „aus Rücksicht für den Frieden der Kirche für alle Zeiten" aufgehoben, 1814 aber von einem anderen Papste wiederhergestellt. In Deutschland duldet man die Jesuiten seit 1872 nicht mehr.) 3. Ketzergerichte, a. Entstehung. Als Ketzer bezeichnete man alle, die von der Lehre der Kirche abwichen. Zu ihrer Ausrottung richtete der Papst schon 1229 die Ketzergerichte ein. Verschärft wurden sie besonders zur Zeit der Reformation. Mit der Verwaltung der Ketzergerichte waren die Dominikanermönche beauftragt. Da sie die Ketzer aufspüren sollten, so nannte man sie „Hunde des Herrn". Sie schleppten alle Verdächtigen (Gotteslästerer, Teufelsbeschwörer, Hexen u. s. w.) ins Gefängnis. Selbst Meineidige und Verbrecher konnten als Zengen gegen die Angeschuldigten auftreten. Milde durfte der Ketzerrichter nicht walten lassen.

2. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 119

1907 - : Velhagen & Klasing
— 119 — c. In Arankreich. 3. Hugenotten. Auch in Frankreich war die Reformation eingedrungen. Die dortigen Protestanten waren Anhänger der Lehre Calvins und wurden H»ge-uotten genannt. Bald erhob sich auch gegen diese eine furchtbare Verfolgung. Die Ketzergerichte wurden vom Volke hier als „Feuerkammern" bezeichnet, weil sie ohne weiteres jeden Angeklagten zum Feuertode verurteilten. 2. Die Bartholomäusnacht (Pariser Bluthochzeit) 1572. Den höchsten Gipfel erreichten diese Greuel in der Bartholomäusnacht 1572. Zu dieser Zeit lebte in Frankreich Katharina von Medici, die Mutter des 22jährigen Königs Karl Ix. Diese war den Hugenotten besonders feindlich gesinnt. An der Spitze der Hugenotten standen mehrere reformierte Prinzen aus dem Hause der Bourbonen, wie Heinrich von Navarra n. a. Als Katharina sah, daß sie den Hugenotten mit Gewalt nicht gut beikommen konnte, versuchte sie es mit List. Sie stellte sich freundlich zu ihnen, verschaffte ihnen Religionsfreiheit, ja, sie gab sogar dem Prinzen Heinrich von Navarra ihre Tochter zur Gemahlin. Zugleich aber faßte sie den schändlichen Plan, alle Hugenotten durch ihre Mithelfer in einer Nacht zu überfallen und zu ermorben. Nur Heinrich von Navarra und noch ein anberer Prinz sollten gerettet werben. Und es gelang ihr, auch den König für biefen Morbplan zu gewinnen. Zur Ausführung der grauenvollen Bluttat wählte man die Bartholomäusnacht (24. August). Die katholischen Bürger würden heimlich von allem unterrichtet. Eine Glocke sollte das Zeichen geben. Das Abzeichen der Katholiken war ein weißes Tuch um den Arm. Enblich naht die Mitternacht. Die Glocke ertönt, und das Blutbad beginnt. 300 geharnischte Mörder rücken zum Morden vor. Auch die katholischen Bürger fallen über die Hugenotten her. Wirte erstechen ihre Mietsleute, Dienstboten ihre Herrschaft. Ein Goldschmied rühmte sich, über 400 Ketzer ums Leben gebracht zu haben. Überall lagen Leichen, überall zuckende Sterbende. Der König selbst schoß von seinem Fenster aus auf die Fliehenden. Als er feinen Schwager Heinrich von Navarra erblickte, schrie er ihm zu: „Messe oder Tod!" Und Heinrich schwur in der Todesangst feinen Glauben ab. Mehrere Tage dauerte das Morden, und als es in der Stadt fein Ende erreicht hatte, würde es auf dem Lande fortgesetzt. Mehr als 30000 Hugenotten sollen nms Leben gekommen fein. (Da biefe Greueltat einige Tage nach der Hochzeit Heinrichs von Navarra geschah, so nannte man sie „die Pariser Bluthochzeit".) 3. Edikt von Nantes 1598. Später gelangte Heinrich von Navarra als Heinrich Iv. auf den Thron Frankreichs. Er erließ das Ebikt von Nantes, worin den Hugenotten gleiche Rechte mit den Katholiken zugesichert wurden. d. In England. 1. Elisabeth. Zu Luthers Zeit regierte in England Heinrich Viii. Dieser war anfangs ein Gegner der Reformation. Als ihn aber der Papst nicht von seiner Gemahlin scheiden wollte, sagte er sich von ihm los, und nun brang die Reformation immer mehr in England ein. Nach ihm kam sein 10 jähriger Sohn Ebuarb und, als der gestorben war, seine Tochter Maria die Katholische auf den Thron. Maria verfolgte die Reformierten mit Feuer und Schwert. Das cinberte sich aber, als nach ihrem Tode ihre Schwester Elisabeth Königin würde. (1558.) Diese bekannte sich bei ihrer Thronbesteigung offen zum evangelischen Glauben. Durch sie würde in England die noch jetzt bort herrschenbe „bischöfliche" Kirche eingerichtet. Darin finb zwar manche katholische Gebräuche beibehalten, ebenso

3. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 184

1907 - : Velhagen & Klasing
— 184 — den Frieden zu erhalten. Gegen jedermann zeigte er sich leutselig, und so war er denn der Liebling seines ganzen Volkes geworden. Gewöhnlich nannte man ihn den „alten Fritz". Es war für die Berliner stets ein festliches Ereignis, wenn er in die Stadt geritten kann Die Bürger traten aus den Türen und grüßten ehrerbietig, und er erwiderte jeden Gruß, indem er den Hut abzog. Nicht selten liefen viele Kinder vor und neben ihm her, riefen ihm Lebehochs zu, warfen ihre Mützen jubelnd empor, wischten ihm auch wohl den Staub vou den Stiefeln und trieben sonst allerlei Possen. Friedrich störte nie ihre Freude, nur wen« sie sein Pferd neckten, daß es scheu ward, stieß er wohl einige Drohungen aus. (Vergl. I., S. 74: Der alte Fritz und die Schulbuben.) 5. Tod. Friedrichs Bedeutung. Am 17. Angnst 1786 starb Friedrich. Unter ihm hatte Preußen bedeutend an Macht und Land gewonnen. Das Heer hatte er aus 200000 Mann vergrößert. Der Staatsschatz betrug bei seinem Tode 55 Millionen Taler. Durch die glorreichen schlesischen Kriege war die schöne Provinz Schlesien und durch die Teilung Polens auch Westpreußen erworben worden. Er hat sein Land zu einer Großmacht erhoben, wofür ihm von seinem dankbaren Volke der Beiname „der Große" beigelegt wurde. 82. Ausblick auf Österreich. a. Maria tzheresta. Zur Zeit Friedrichs d. Gr. regierte in Österreich Maria Theresia. Sie war die Tochter Kaiser Karls Vi. Dieser hatte keine Söhne. Er bestimmte daher in einem Schriftstücke (der pragmatischen Sanktion), daß, wenn der Kaiser stürbe, ohne einen Sohn als Thronerben zu hinterlassen, die Erbfolge nach dem Rechte der Erstgeburt auf die Töchter übergehen sollte. So wurde Maria Theresia Erbin der österreichischen Länder. Kaum 20 Jahr alt, vermählte sie sich mit dem Herzoge ■f Franz von Lothringen. (1740.) Im 24. Lebensjahre bestieg sie den Thron. Ihren Gemahl ernannte sie zu ihrem Mitregenten. Die deutsche Kaiserkrone konnte sie als Frau nicht tragen. Später wurde ihr Gemahl zum Kaiser von Deutschland gewählt. Er nannte sich Franz I. Das höchste Glück in ihrem uuruhevolleu Leben fand Maria Theresia in dem reinen und herzlichen Familienleben, das sie mit ihrem Gemahl führte. Von ihren Untertanen wurde sie wie eine Mutter geliebt. Um die Bildung im Lande zu heben, gründete sie Universitäten und Gymnasien. Besonders aber lagen ihr die Volksschulen am Herzen. Auch schaffte sie die grausame Folter ab und verbot die Hexenprozesse. Zur Förderung des Handels und Gewerbes legte sie Stahl- und Eisenwerke, Baumwoll- und Seidenfabriken an, baute Kanäle und Straßen, hob Schiffahrt und Postwefeu. b. Joseph Ii. 1. Bis zum Regierungsantritt. Joseph Ii. war der Sohn Maria Theresias. Als sein Vater, Franz I., gestorben war, wurde er zum Kaiser von Deutschland gewählt und gekrönt. Maria Theresia ernannte ihn zu ihrem Mit-regenten in den österreichischen Ländern. Erst 15 Jahre später, nach dem Tode Maria Theresias, trat er hier die Regierung selbständig an. 2. Menschenfreundlichkeit. Sein ganzes Dichten und Trachten ging dahin, sein Volk glücklich zu machen. Sein Vorbild war Friedrich der Große, den er persönlich kennen gelernt hatte. Die Armen lagen ihm nicht minder am Herzen als die Reichen und Vornehmen. Der Korridor vor seinem Zimmer war den

4. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 167

1907 - : Velhagen & Klasing
— 167 — 79- Ausblick auf Rußland: Peter der Große. 1700. 1. Zustände in Rußland vor Peters Zeit. Im 17. Jahrhundert waren die Russen noch ein sehr rohes Volk. Zwar bekannten sie sich zur griechisch-katholischen Kirche, aber sonst lebten sie fast noch wie Halbwilde. Der Zar behandelte sie wie Sklaven. Nur die Adligen hatten größere Freiheiten, aber auch sie standen nach Sitte und Bildung auf einer tiefen Stufe und lebten in zügelloser Wildheit. Da bestieg Peter I. den Thron. Dieser führte europäische Bildung ein und schuf so aus der russischen Wildnis eine Großmacht. 2. Peters Jugend. Peter war erst zehn Jahr alt, als er den Thron bestieg. Seine Stiefschwester führte anfangs die Regierung für ihn. Er selbst verlebte seine Jünglingsjahre mit seiner Mutter in einem Dorfe bei Moskau. Hier hatte er viel Verkehr mit fremden Offizieren, die schon unter seinein Vater in russische Dienste getreten waren. Einer derselben, der Genfer Lefort, unterrichtete ihn in der Kriegswissenschaft. Er sammelte auch eine Anzahl junger Russen um sich und bildete daraus zwei Kompagnien Soldaten. Diese exerzierte er heimlich ein und überraschte eines Tages Peter damit, daß er sie ihm vorführte. Peter umarmte ihu voll Freude. Daun ließ er sich selbst in das kleine Heer einstellen und lernte das Trommeln. Bald schlug er den Wirbel so schnell, daß ihn alle bewunderten. Diese Kompagnien waren der Anfang des großen Heeres, das sich Peter später schuf. 3. Wie sich eine Verschwörung gegen Peter bildete. Die Stiefschwester Peters wünschte nichts sehnlicher, als selbst Zarin von Rußland zu werden. Daher beschloß sie, den jungen Peter durch ihre Leibwache umbringen zu lasseu. Diese bestand ans lauter Adligen und wurde die „Strelitzen" genannt. Eines Tages erschienen in dem Dorfe, wo Peter lebte, 600 Verschworne, ihn zu ermorden. Peter aber war bereits geflohen. Zwei der Strelitzen hatten ihm vorher den Mordanschlag verraten. So mißlang der Plan. Peter sammelte nuu alle seine Anhänger, schickte 300 Bewaffnete nach Moskau, ließ sich die Schuldigen ausliefern und sperrte seine Stiefschwester in ein Kloster. Dann hielt er zu Pferde seinen Einzug in Moskau. 4. Wie er eine Reise durch Europa antreten wollte, sich aber eine neue Verschwörung gegeu ihn bildete. Um sein Land der europäischen Bildung zu öffnen, beschloß Peter, die bedeutendsten Staaten Europas selbst zu bereisen. Ehe er aber seine Reise antrat, verschworen sich die Strelitzen aufs neue, ihn zu ermorden. Sie fühlten sich durch die fremden Offiziere, die Peter um sich hatte, zurückgesetzt. Ju einer Nacht sollte der Plan ausgeführt werden. In dem Hause eines Staatsrates versammelten sich die Verschwornen. Da erschienen wieder zwei Strelitzen bei Peter und verrieten ihm die Verschwörung. Peter bestellte seine Truppen und ging dann um 10 Uhr abends in das Haus, wo die Verschwornen waren. Er sagte, er sei gekommen, mit den Versammelten noch ein Gläschen zu trinken. Die Verschwornen ahnten nichts. Eine Zeitlang zechte er lustig mit ihnen. Da hörte er, wie einer derselben zu dem Staatsrate sagte: „Jetzt ist's Zeit." „Noch nicht," erwiderte der Angeredete. „Bei mir aber ist's jetzt Zeit," rief Peter und schlug in demselben Augenblicke den Staatsrat mit der Faust ins Gesicht. Dann wandte er sich gegen die Tür und rief: „Wache, bindet die Hunde!" Die Truppen drangen ein und nahmen die Verschwornen gefangen. Durch die Folter wurden diese dann gezwungen, auch ihre Mitschuldigen zu nennen; die meisten wurden hingerichtet, die übrigen verbannt.

5. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 226

1907 - : Velhagen & Klasing
— 226 — Prinzen Otto. Dieser vermochte jedoch die Ordnung in Griechenland nicht aufrecht zu erhalten. 1863 brach ein Aufstand aus, und Otto ging nach Bayern zurück. Nun wählten sich die Griechen einen dänischen Prinzen, der als Georg I. den Königsthron bestieg. b. Frankreich. 1. Die Nevolution von 1830. Nach dem Tode Ludwigs Xviii. bestieg sein Bruder Karl X. deu Thron. Dieser ließ sich ganz und gar von den Jesuiten leiten. Das erregte den Unwillen des Volkes. Es kam 1830 zu Unruhen. Um den Blick der Franzosen von den inneren Wirren abzulenken, fing er Krieg mit Algier an und eroberte es. Aber die Unruhen dauerten fort. Als dann sein Minister die Preßfreiheit und die Rechte der Volksvertretung einzuschränken suchte, entstand ein dreitägiger blutiger Barrikadenkampf. Die Aufständischen siegten. Karl X. wurde vertrieben und floh nach Schottland. Er war der letzte König aus dem Hause Bourbon. Als seinen Nachfolger erhoben die Frauzoseu den Herzog Ludwig Philipp von Orleans*) auf den Thron. Er war der Sohn des berüchtigten Herzogs Philipp Egalite. 2. Die Revolution von 1848. Ludwig Philipp stützte seine Regierung auf die wohlhabenderen Klassen des Bürgerstandes (Bourgeoisie). Man nannte ihn daher den Bürgerkönig. Adel und Geistliche verloren unter ihm an Macht und Ansehen. In der Kammer war fast nur der reiche Bürgerstand vertreten; denn nur die Reichsten waren wählbar. Die Zahl der wahlberechtigten Bürger betrug weniger als 1/2 Million. Dadurch entstand große Unzufriedenheit im Lande, namentlich unter den Besitzlosen. Man drang auf eine Wahlreform. Da der König aber dieser widerstrebte, so brach 1848 eine Revolution in Paris ans. Die Aufständischen errichteten Barrikaden. Es kam zu blutigen Straßenkämpfen. Die Truppen wurden überwältigt oder weigerten sich, auf die Empörer zu schießen. Der König dankte ab und floh nach England, und Frankreich wurde für eine Republik erklärt. 3. Louis Napoleon wird Kaiser. Im Jahre 1832 starb Napoleons I. Sohn zu Wien, erst 21 Jahr alt. (S. 209.) Die Anwartschaft der Napoleoniden ans die Krone Frankreichs ging nunmehr auf Louis Napoleon über. Das war der Neffe Napoleons I. (Sein Vater, Ludwig Bonaparte, ein Brnber Napoleons I., war König von Hollanb gewesen.) Er besuchte zuerst das Gymnasium in Augsburg, ging dann nach der Schweiz, suchte sich durch einen Militäraufftanb in Straßburg zum Kaiser zu machen und würde infolgedessen nach Amerika verbannt. 1840 kehrte er zurück, würde zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt und nach Schloß Ham gebracht. Hier entkam er jeboch, als Maurer verkleidet. 1848 wurde er (nachdem die Franzosen den König Lonis Philipp verjagt hatten) zum Präsidenten der französischen Republik auf vier Jahre, 1851 auf Lebenszeit erwählt und 1852 durch Volksabstimmung zum erblichen Kaiser der Franzosen erhoben. Königreich. — Serbien wurde 1878 frei und 1882 zu einem Königreiche erhoben. — Bulgarien erhielt 1878 einen Fürsten, blieb aber dem türkischen Sultan zinspflichtig. — Bosnien und Herzegowina stehen zwar unter Oberhoheit des Sultans, aber (seit 1879) unter österreichischer Verwaltung. *) Dieser gehörte einer Seitenlinie der Bourbonen an, die sich mit Herzog Philipp von Orleans, einem Bruder Ludwigs Xiv., von dem Hauptstamme abgezweigt hatte.

6. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 120

1907 - : Velhagen & Klasing
— 120 — auch das Amt der Bischöfe (daher der Name), in der Hauptsache aber stimmt sie mit der evangelischen Kirche überein. — Elisabeth blieb zeitlebens unvermählt. Unter ihr nahm Englands Handels- und Seemacht einen gewaltigen Aufschwung. In Nordamerika wurden damals die ersten englischen Kolonien gegründet, in Ostindien die Indische Kompagnie (von englischen Kaufleuten, S. 228). 2. Maria Stuart. Auch in Schottland war die Reformation eingedrungen. Dort regierte damals eine Verwandte Elisabeths, Maria Stuart, die sich zur katholischen Lehre bekannte. Sie vermählte sich zuerst mit dem Dauphin (Kronprinzen) von Frankreich und nach dessen frühem Tode mit dem Grafen Darnley. Dieser behandelte sie aber roh und herrisch. Dagegen wnßte ein schottischer Graf, Bothwell (boßnell), ihre Gunst zu gewinnen. Er ließ den Grafen Darnley mit dessen Schlosse in die Luft sprengen, weil er hoffte, dadurch Maria zur Gemahlin zu gewinnen, und Maria Stuart war schwach genug, dem Mörder ihres Gemahls die Hand zu geben. Das reizte die Schotten zum Aufstande. Bothwell wurde aus dem Lande gejagt, und Maria floh nach England, um bei Elisabeth Schutz zu suchen. Elisabeth nahm die Fliehende zwar auf, ließ sie aber als Gefangene in einem Schlosse bewachen. Man glaubte nämlich, sie sei als Haupt der Katholischen nach England gekommen, um Elisabeth vom Throne zu stoßen. 19 Jahre verbrachte sie in England als Gefangene. Als dann eine Verschwörung gegen das Leben Elisabeths entdeckt wurde, klagte man Maria des Verrats an. Vor ein Gericht gestellt, wurde sie zum Tode verurteilt und dann im 45. Jahre ihres Lebens mit dem Beile des Henkers hingerichtet. Nach Elisabeths Tode vereinigte Marias Sohn Jakob Vi. Schottland und England zu einem Reiche unter dem Namen Großbritannien. 63. Rechtspflege im Zllittelalter. a. Die landesherrlichen Gerichte. 1. Land- und Hofgericht. Gottesurteil. Folter. Jeder Landesherr hatte seine eigene Gerichtsbarkeit. Das Gericht seines Landes hieß das Landgericht. Von diesem Gerichte konnte man beim Gerichte des Königs, dem Hofgerichte, Berufung einlegen, nur von den Gerichten der Kurfürsten nicht, da diese (seit der Goldenen Bulle, S. 74) das Vorrecht hatten, das Endurteil abzugeben. In zweifelhaften Fällen wandte man noch das Gottesurteil an. (S. 33.) Nach und nach fing man an, großen Wert auf das Geständnis zu legen. Um das Geständnis zu erzwingen, griff man zur Folter, ähnlich wie beim Ketzergerichte. (S. 117.) 2. Strafen. An die Stelle des früher gezahlten „Wergeldes" (S. 32) war nach und nach eine Bestrafung an Gut und Ehre, Leib und Leben getreten. Die Strafen waren im allgemeinen sehr grausam. In der von Karl V. erlassenen „Hals- und peinlichen Gerichtsordnung" heißt es: „Ider boshafte Verräterei übt, der soll durch Dierteilung zum Tode gestraft werden; ist es aber ein Weibsbild, so soll man sie ertränken. Durch Feuer sollen vorn Leben zum Tode gestraft werden, wer der Zauberei, der Falschmünzerei oder des Airchendiebstahls überführt ist. Zu er vorsätzlich einen Mord begebt, soll mit dem Rade zu Code gebracht werden; auch soll man feinen Leib auf einer Kulchaut durch unvernünftige niere zum Richtplatze schleifen und sodann mit glühenden Zangen reißen lassen." Die alte „ehrliche" Todesstrafe: Enthauptung durch das Schwert, traf Räuber, Volksaufrührer, Totschläger u. a. Als die schmachvollste Todesstrafe galt der Tod am Galgen: die alte „unehrliche" Todesstrafe. Sie traf besonders die Diebe.

7. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 153

1907 - : Velhagen & Klasing
— 153 — c. Aöergtaube. Weit verbreitet war in der Mark zu dieser Zeit der Aberglaube. Er hatte sich besonders während des Dreißigjährigen Krieges ausgebildet. (S. 133.) Überall glaubte man an Hexen und Zauberer, überall schreckten den nächtlichen Wanderer Gespenster. Auch im kurfürstlichen Schlosse sollte es spuken. Dort, so behauptete man, zeige sich von Zeit zu Zeit eine weiße Frau, und ihr Erscheinen künde den Eintritt eines Unglücks an. Selbst der Große Kurfürst glaubte fest daran. (Schon zur Zeit Johann Sigismunds spielte die weiße Frau eine große Rolle. Man wollte sie einige Wochen vor seinem Tode im Schlosse gesehen haben, und Johann Sigismund war so fest von ihrem Erscheinen überzeugt, daß er mehrmals abends das Schloß verließ und im Hause seines Kammerdieners schlief.) 75. Ausblick auf Frankreich: Ludwig Xiv. 1643—1715. 1. Jugend. In Frankreich regierte zur Zeit des Großen Kurfürsten Ludwig Xiv. Er war erst fünf Jahr alt, als sein Vater starb. Seine Mutter übernahm deshalb anfangs die Regierung für ihn. Ihr zur Seite stand ein Regentschaftsrat, dessen Vorsitzender der Kardinal Mazarin war. Dieser brachte dem jungen Könige den Grundsatz bei, daß sein Wille das höchste Gesetz und sein Vorteil der erste Zweck seines Handelns sein müsse. Als Ludwig 14 Jahr alt war, wurde er mündig und erklärte im Parlamente, daß er nun die Regierung übernehmen wolle. 16 Jahr alt, hörte er einmal, daß sich das Parlament eigenmächtig versammelt hatte, um gegen eine Verordnung des Hofes Vorstellung zu machen. Er war gerade in einem Nachbarorte. Da kam er nach Paris gesprengt, trat, wie er war, in Jagdkleidern, mit Stiefeln und Sporen, die Reitpeitsche in der Hand, in die Versammlung und machte ihr die härtesten Vorwürfe. Als dann die Versammlung sich später noch einmal widerspenstig zeigte, schickte er einige der Mitglieder in die Verbannung, und seitdem wagte das Parlament nie mehr zu widersprechen. Ludwigs Grundsatz: „L’etat c’est moiu hatte gesiegt. 2. Ludwig tritt die Regierung selbständig an. So lange Mazarin lebte, war dieser immer noch Ludwigs Führer. Als Ludwig 23 Jahr alt war, starb Mazarin. Ganz Frankreich freute sich über seinen Tod, auch Ludwig; denn jetzt konnte er allein regieren. Im höchsten Grade prachtliebend und verschwenderisch, gebrauchte er viel Geld. Sein erster Blick richtete sich daher auf einen geschickten Finanzminister. Diesen fand er in Colbert. Ihm verdankt Frankreich seinen Handel, seine Fabriken und seine Kolonien. Er führte die ersten Tuchfabriken in Frankreich ein. Außerdem erblühten Fabriken für Seidenzeuge, Spiegel, Porzellan, Teppiche, Tapeten, Spitzen, Gold- und Silberdraht ii. f. w. und zogen Unsummen aus dem Auslande nach Frankreich. Durch verschiedene Steuereinrichtungen verschaffte Colbert dem Könige reichliche Geldquellen, so daß dieser sich ein großes Heer halten konnte. Ohne ihn hätte Ludwig seine Pläne nicht ausführen können. Ludwig führte ein frevelhaft üppiges Leben. In Versailles schuf er sich einen Fürstensitz, der an Pracht und Glanz nicht seinesgleichen hatte. Der Schloßgarten gehörte wegen seiner Grotten und Springbrunnen zu den Wunderwerken der damaligen Zeit. Ein Fest jagte hier im Schlosse das andere. 3. Erster und zweiter Raubzug. Um seine Macht zu vergrößern, scheute Ludwig vor ganz gemeinen Raubzügen nicht zurück. Im Norden wollte er Holland

8. Deutsche Geschichte mit Ausblick auf die Nachbarstaaten - S. 208

1907 - : Velhagen & Klasing
— 208 — Au retten. „Was ist doch alle irdische Größe!" klagte sie schmerzvoll. „Man nennt mich eine Königin, und ich fühle mich so ohnmächtig, daß ich keinen Arm rühren kann." Den König hatten inzwischen dringende Staatsgeschäfte nach Berlin gerufen. Wenige Stunden vor Luisens Tode kam er zurück und erschien mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm an ihrem Sterbebette. Das war ihre letzte Freude. „Ach, lieber Fritz, lieber Wilhelm, seid ihr da?" rief sie und umarmte sie herzlich. Der König ging weinend hinaus. „Ach," ries er aus, „wenn sie nicht mein wäre, würde sie leben; aber da sie meine Frau ist, stirbt sie gewiß." Bald darauf hauchte sie — erst 34 Jahr alt — ihren Geist aus, und der König drückte ihr unter Träum und Küssen die Augeu zu, „seines Lebens Sterne, die ihm auf feiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet". Dann ging er hinaus und holte seine Söhne ans Totenbett. Weinend küßten sie die bleichen Lippen der Mutter und sanken dann schmerzersüllt nieder auf die Knie. (Über den Kranz, den Prinz Wilhelm geflochten, f. I., S. 82!) Grabfigur der Königin Luise. Luisens Tod war für den König der härteste Schlag. Nur sein festes Gott-vertranen hielt ihn aufrecht. „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung iu Gott!" ein Wort, mit dem er feinen „letzten Willen" begann, wurde fein Wahlspruch. In Charlotten bürg ließ er der Königin eine prachtvolle Ruhestätte, ein Mausoleum, herrichten. Es steht im Parke am Ende einer Tannenallee und stellt einen kleinen griechischen Tempel bar, dessen Dach von vier Granitsäulen getragen wirb. Hier ruht die eble Königin. Ein Grabstein von weißem Marmor becft ihr Grab. In biefen hat der Künstler (Bilbhaner Rauch) ihre Gestalt gemeißelt, als läge sie bort und schliefe. i. Wapokeons Aug nach Ziutztand. 1812. 1. Veranlassung. Napoleon stanb auf beut Gipfel seiner Macht. Im Herzen Dentschlanbs, im Königreiche Westfalen, herrschte fein Brnber Jerome. Hollanb hatte er seinem Brnber Ludwig, Spanien mit Portugal seinem Brnber Joseph, Neapel seinem Schwager Mitrat gegeben. Im Jahre 1809 hatte er Österreich (in der Schlacht bei Wagram) noch einmal zu Boben geworfen.
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